Gesundheitssystem in den USA

Wer in die USA auswandert, sollte es keinesfalls versäumen, sich mit dem Gesundheitssystem zu befassen, denn im Land der Freiheit bist du für deinen Versicherungsschutz in der Regel selbst verantwortlich! Unser Ratgeber bringt etwas Licht ins Dunkel des komplexen Gesundheitssystems der USA.

Aufbau des US-Gesundheitssystems

Das Gesundheitssystem der USA ist eine Mischung aus einigen staatlichen und einer Vielzahl an privaten Anbietern und Programmen.

In punkto Gesundheitsversorgung gibt es in Amerika aber nur wenig staatliche Einmischung. Vielmehr ist der Versicherungsmarkt von wirtschaftlichen Interessen und Wettbewerb geprägt. Jeder einzelne ist selbst für seine Gesundheitsvorsorge verantwortlich, und nur bestimmte Personengruppen sind durch die staatlichen Programme Medicare, Medicaid und Tricare geschützt.

Anders als in vielen anderen Industrienationen besteht in den USA grundsätzlich keine Pflicht, sich bei einer Krankenversicherung anzumelden.

Staatliche Krankenversicherungen

In den USA gibt es eine Reihe an staatlichen Programmen, die Hilfe im Krankheitsfall anbieten – jedoch nur für bestimmte Personengruppen.

Medicare-Leistungen stehen jeder Amerikaner ab einem Alter von 65 Jahren sowie Personen mit einer anerkannten Behinderung oder akutem Nierenversagen zur Verfügung.

Das Fürsorgeprogramm Medicaid richtet sich vor allem an Kinder und Personen mit geringem Einkommen. Um die sozialhilfeartigen Medicaid-Leistungen zu erhalten, müssen sich Amerikaner zunächst einer Bedürftigkeitsprüfung unterziehen.

Ein weiteres Programm der staatlichen Krankenversicherung ist Tricare, über das Mitglieder des Militärs und deren Angehörige abgesichert sind.

Private Krankenversicherungen

Die Mehrzahl der US-Bürger ist über ihren Arbeitgeber privat versichert. Meistens handelt es sich dabei um eine Gruppenkrankenversicherung, die anteilig vom Arbeitgeber und vom Arbeitnehmer bezahlt wird. Manchmal wird die Versicherung auch vom Arbeitgeber nur angeboten und muss vom Arbeitnehmer komplett selbst gezahlt werden. Der Nachteil: Bei einem Jobverlust besteht das Risiko, den Versicherungsschutz zu verlieren.

Wer sich weder über den Arbeitgeber versichern kann noch für ein staatliches Programm qualifiziert, muss eigenständig eine private Krankenversicherung abschließen. Seit dem Inkrafttreten der als „Obamacare” bekannten Gesundheitsreform von 2010 können Amerikaner einen für sie passenden Versicherungsschutz auch direkt über den Marketplace der US-Regierung finden.

Achtung
Vor Abschluss einer privaten Versicherung solltest du jedes Angebot sorgsam unter die Lupe nehmen: Viele amerikanische Krankenversicherungen decken zahnärztliche Behandlungen nicht mit ab. Daher ist eine zusätzliche Dental Insurance oft unabdingbar.

Probleme des US-Gesundheitssystems

Das amerikanische Gesundheitssystem bringt einige Probleme mit sich. In den USA sind Praxen und Krankenhäuser zwar in der Regel modern und gut ausgestattet, jedoch hat Qualität ihren Preis. Es gibt weltweit kein Land, in dem die Kosten für medizinische Behandlungen und Medikamente derart hoch sind, wie in den Vereinigten Staaten.

Krankenhäuser sind in ihrer Preisgestaltung völlig frei und kalkulieren dementsprechend hohe Preise. Viele Kliniken begründen diese extrem teuren Maßnahmen damit, dass sie sich vor eventuell anstehenden Schadensersatzklagen absichern müssen.

Die hohen Gesundheitskosten sorgen für hohe Versicherungspreise und ein sehr unterschiedliches Leistungsspektrum der verschiedenen Anbieter. Oft decken US-Krankenversicherungen nicht alle Leistungen ab, so dass viele US-Bürger nicht ausreichend versichert sind. Rund 29 Millionen Amerikaner haben sogar überhaupt keine Krankenversicherung.

Kommen Menschen mit unzureichender oder ohne Krankenversicherung aufgrund eines Notfalls in ein Krankenhaus, sind die Ärzte per Gesetz dazu verpflichtet, auch sie zu behandeln. Die hohen Kosten müssen allerdings von den Patienten selbst getragen werden. So sind medizinische Behandlungen, die nicht bezahlt werden können, der häufigste Grund für Privatinsolvenzen in den USA: Etwa 650.000 Amerikaner ereilt dieses Schicksal pro Jahr.

Arztbesuch in den USA

Ein Arztbesuch in den USA kann sich durchaus von dem in Europa unterscheiden. Das solltest du zu Ärzten, Medikamenten und Notfallsituationen in den Vereinigten Staaten wissen:

Arztbesuch

In den USA ist es gang und gäbe, dass Ärzte mit ihren Kollegen in einer Gemeinschaftspraxis arbeiten. Dies bietet den Patienten den Vorteil, dass sie unterschiedliche Fachärzte an einem Ort haben. Oft haben Arztpraxen auch selbst am Samstag offen.

Neben den Ärzten gibt es in vielen Praxen auch „Nurse Practitioners”. Diese Krankenpfleger haben am College studiert und geben eigene Sprechstunden. Sie übernehmen vor dem Gespräch mit dem Arzt oft grundlegende Aufgaben wie Datenaufnahme, Blutdruckmessen oder Spritzen.

Zahnarztbesuch

Amerikaner gehen nicht zu zahnärztlichen Kontrolluntersuchungen, sondern lassen sich zweimal im Jahr die Zähne gründlich reinigen. In fast allen amerikanischen Zahnarztpraxen arbeiten daher Zahnhygieniker (Dental Hygienists), die in erster Linie für die Zahnreinigung zuständig sind.

Neben der Reinigung schauen sie sich auch alle Zähne genau an. Nur wenn dabei ein gesundheitliches Problem erkannt wird, werden Patienten zum Zahnarzt geschickt. Für Kinder gibt es Spezialisten für Kinderzahnheilkunde.

Medizinische Notfälle

Bei einem medizinischen Notfall solltest du schnellstens die Notrufnummer 911 wählen, oder – sofern möglich – zur nächsten Notaufnahme ins Krankenhaus fahren. Anders als in vielen europäischen Ländern sind Krankenwagen in den USA nicht mit einem Notarzt besetzt, sondern lediglich mit Rettungssanitätern (Paramedics).

Paramedics absolvieren eine umfangreiche Ausbildung, die viele Maßnahmen einschließt, die in Europa üblicherweise von Ärzten durchgeführt werden (z. B. Thoraxdrainagen, Rapid Sequence Induction). Ihre Hauptaufgabe ist es jedoch, die Patienten so schnell wie möglich in die Klinik zu bringen, wo sie dann ärztlich behandelt werden. Rettungshelikopter sind in den Vereinigten Staaten ebenfalls ohne Arzt, aber mit Paramedics und Flight Nurses besetzt.

Der Notruf sollte generell nur im Ernstfall genutzt werden. Er steht dir natürlich auch zur Verfügung, wenn du nur zu Besuch in den Staaten bist. Vergiss aber nicht, dass dann alle Kosten vor Ort bezahlt werden müssen. Es ist daher sehr empfehlenswert, vorab eine Reisekrankenversicherung für die USA abzuschließen, die bei einem Notfall den Großteil der Kosten übernimmt.

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Apotheken & Medikamente

Wer ein Rezept für ein Medikament bekommt, geht damit in der Regel in eine Apotheke. Amerikanische Apotheken erkennst du am Rx-Symbol. In den großen Ballungsräumen befinden sie sich oft in Supermärkten, die teilweise rund um die Uhr geöffnet haben.

Tipp
Vor dem Einlösen eines Rezeptes solltest du fragen, ob die Apotheke auch mit deiner Versicherung zusammenarbeitet. Außerdem bieten viele Krankenversicherungen auch den Service an, dir Medikamente nach Hause zu liefern (Mail-Order Pharmacy). Dies kann unter Umständen sogar billiger sein.

In den USA geben Apotheken aber nicht nur Medikamente aus, sondern führen häufig auch grundlegende gesundheitliche Beurteilungen durch. Der Apotheker gilt als der am leichtesten zugängliche Gesundheitsdienstleister, da er von jedem direkt aufgesucht werden kann. In vielen Apotheken kannst du dich zudem impfen lassen, z. B. gegen die Grippe.

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Möchtest du noch mehr zum Leben in den Vereinigten Staaten erfahren? Wir haben alles für dich vorbereitet: Wirf auch einen Blick in unsere Artikel zu den Themen Autofahren, Schulsystem, Einbürgerung oder Steuersystem in den USA.

Quellen:

de.wikipedia.org, heimatabroad.com